An einem Februarnachmittag in der Kinderklinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Vereinbart war ein Treffen um 9.00 Uhr in der Ambulanz der Kinderklinik der MHH. Siba war schon in Aktion und nicht zu übersehen. Im Wartebereich saßen zwei Mütter mit ihren Kindern; ich setzte mich ebenfalls und schaute zu. Siba nahm mit den Kindern und den Müttern Kontakt auf und spielte mit allem, was sich anbot. Der Anorak des Jungen, die Hose des Kleinkindes wurden zum Thema. Für den Jungen wurde das von Siba mitgebrachte Schwein, dass so interessante Töne machen kann, so spannend, dass er es ausgiebig untersuchte. Die Art der Kontaktaufnahme wirkte auf mich sehr angenehm, überhaupt nicht aufdringlich, eher beiläufig und selbstverständlich.

Die vorbeigehenden Mitarbeiter und Besucher wurden ebenfalls begrüßt und ab und an blieb auch jemand stehen und es ergab sich ein kurzes Gespräch. Als Siba mich bemerkte und als die identifizierte, auf die sie wartete ernannte sie mich zu ihrer Kofferträgerin und erklärte allen, die in der Nähe waren, dass sie nun aufgestiegen sei, denn natürlich kann sich nicht jede einen Kofferträger leisten. Wir machten uns zusammen auf den Weg zu den Stationen. Nun folgten Besuche in den Zimmern. Zweimal durften wir direkt hinein, die anderen Besuch fanden im Eingangsbereich der Zimmer statt, bei geschlossener Glastür, vor der dann die Mütter mit ihren Kindern standen und sich schon auf die Begegnung mit Siba freuten. Jeder Besuch war anders, je nach dem, wer hinter der Scheibe wartete. Für mich war sehr deutlich, wie sehr nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen das Spiel genossen, sich die Gesichter entspannten und ein Strahlen in die Augen kam. Ein hungriges Baby vergaß seinen Hunger und bestaunte die Seifenblasen aus Schneckenschleim und untersuchte intensiv den für ihn gebastelten Luftballon-Hund.

Ein kleines Mädchen, zu dem wir nicht hinein durften und das mit seiner Mutter hinter der Glastür stand, schaute mit großen Augen auf Siba und das Schwein, das so laute Töne macht und doch eigentlich gar nicht im Krankenhaus sein darf.

Eine Herausforderung war der Besuch bei einem Mädchen, das im Bett lag und zunächst gar kein Interesse zeigte. Der Kontakt lief zuerst über die Mutter. Siba ließ sich nicht beirren und suchte nach Anknüpfungspunkten. Zuerst kam der Kopfhörer von den Ohren und nach und nach wurde das Kind immer sichtbarer, und auch da war es wieder: ein Lächeln und eine Freude im Gesicht des Kindes. Siba probierte dann noch etliche Varianten des Abschied nehmens aus und wurde nicht aus den Augen gelassen. So sehr es darum geht, Grenzen zu respektieren, muss man wohl heraus finden, wann jemand gelockt und aktiviert werden möchte.

Der Besuch bei einem Mädchen, das sich schon voller Erwartung auf Siba vorbereitet hatte und schon diverse Wünsche parat hatte, bot dann eine ungeahnte Schwierigkeit. Mitten ins Spiel platzte eine Frau, die das Mädchen mit einer Begebenheit vom vergangenen Tag konfrontierte, in der sie sich ihrer Meinung nach falsch verhalten hätte. Als sie dann wieder ging ließ sie ein recht gedemütigt wirkendes Kind zurück. Siba nahm darauf keinen Bezug, sondern versuchte dort weiter zu machen, wo sie unterbrochen wurde, schließlich war sie Siba und wollte deutlich machen, dass sich für sie nichts verändert hatte. Das Mädchen aber brauchte seine eigene Zeit, um sich wieder auf Siba und seine Freude über ihren Besuch zu besinnen. Für mich wurde da deutlich, wie wenig man sich vorbereiten kann, jede Situation ist wieder anders und nichts lässt sich vorhersehen.

Als nächstes saß ich bei Barbarella im Wartebereich. Barbarella zauberte aus den Ballonschlangen je nach Wunsch beliebige Figuren, sogar ein Einhorn entstand. Als alle versorgt waren, besuchte Barbarella die Frauen im Eingangsbereich und wurde als alte Bekannte begrüßt. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass das Personal der Klinik sehr vertraut im Umgang mit den Clowns ist; alle Begegnungen hatten etwas sehr Selbstverständliches und Natürliches.

Für mich war das ein eindrucksvoller Einblick in die Arbeit der Klinikclowns.
Ich möchte mich dafür herzlich bedanken.

Siba im Februar 2017